Schön und nutzlos – so lässt sich das neue U-Multirank beschreiben. Dabei handelt es sich um ein interaktives Hochschulranking, das die EU soeben online geschaltet hat. Dabei ist die Grundidee durchaus überzeugend: Den Studenten soll nicht ein Ranking von 1 bis 100 vorgelegt werden. Vielmehr können die Studenten auf der Website selbst auswählen, welche Prioritäten sie setzen wollen.
„U-Multirank wird der Vielfalt der Hochschulen weitaus besser gerecht. Wir beschränken uns nicht nur auf international orientierte Forschungsuniversitäten, sondern beziehen das gesamte Spektrum an Hochschulen ein wie Fachhochschulen, spezialisierte Hochschulen oder auch regional orientierte Hochschulen“, jubelt Prof. Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh. Ziegele hat das Ranking gemeinsam mit Prof. Frans van Vught vom Center for Higher Education Policy Studies in den Niederlanden entwickelt.
Mit von der Partie sind 850 Hochschulen aus 74 Ländern mit mehr als 1000 Fachbereichen und über 5000 Studiengängen. Doch bevor die Europahymne angestimmt wird, lohnt sich ein Praxistest und der fällt reichlich ernüchternd aus.
So erfässt U-Multirank lediglich die Fächer Maschinen-, Elektro- und Informationstechnik, Physik und Betriebswirtschaftslehre. Im kommenden Jahr sollen Psychologie, Informatik und Medizin hinzukommen.
Wer unter Betriebswirtschaft nach einer passenden Hochschule für eine Karriere bei Banken und anderen Finanzdienstleistern sucht, kann zunächst auswählen:
Soll es sich um eine allgemeine oder spezialisierte Hochschule handeln?
Soll sie forschungsorientiert sein?
Soll Sie international sein?
Soll Sie regional ausgerichtet sein?
Soll es sich um eine kleine oder große Einrichtung handeln?
Für eine Bankingkarriere klicken wir zunächst spezialisiert, forschungsorientiert und international an. Auf Knopfdruck liefert U-Multirank das Ergebnis: Demnach gibt es rund um den Globus gerade einmal acht Hochschulen, die diese Kriterien erfüllen – sämtliche aus Europa. Wer auf U-Multirank hört, sollte nicht in der Schweiz oder Großbritannien studieren. Denn hier befindet sich keine der angezeigten Hochschulen.
Dagegen ist Deutschland mit einer Hochschule, der EBS aus Oestrich-Winkel vertreten – durchaus eine gute Wahl für eine Bankingkarriere. In Österreich wird eine „Modul U Vienna“ angezeigt, wobei es sich vermutlich um die Wirtschaftsuniversität Wien handelt.
Beim zweiten Versuch modifizieren wir die Anfrage leicht: Jetzt suchen wir nach einer allgemeinen (statt einer spezialisierten), forschungsorientierten und internationalen Hochschule im Bereich BWL. Eigentlich müsste U-Multirank jetzt hunderte von Hochschulen rund um den Globus anzeigen. Doch das tatsächliche Ergebnis fällt überschaubar aus:
Angezeigt werden 28 Hochschulen aus Europa, drei aus Asien und jeweils eine in Afrika und Ozeanien. Wer also ins Banking möchte, sollte keinesfalls in den USA studieren, denn hier herrscht laut U-Multirank eine Wüste. Keine Hochschule erfüllt dort angeblich diese drei Kriterien.
In Großbritannien werden die Universitäten Liverpool, Newcastle und Nottingham angegeben. Oxford, Cambridge, London oder die London School of Economics – Fehlanzeige. In der Schweiz erfüllt nur Bern die Kriterien. Uni Zürich, ETH Zürich oder Uni St. Gallen fehlen. Für Deutschland werden RWTH Aachen, TU Chemnitz, Uni Hohenheim, Uni Magdeburg, TU München und Uni Saarland angezeigt – wahrlich eine erlesene Auswahl.
Wer also nach einer passenden Hochschule für seine Karriere sucht, sollte doch lieber zur Financial Times oder dem QS Ranking greifen. Dennoch muss man den Machern von U-Multirank eines lassen: Die Website ist grafisch gelungen – mehr nicht.
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