Die Credit Suisse hat einen Komplettanbau ihrer rechtlichen Struktur angekündigt. Laut einem Banksprecher sollen dem Totalumbau keine Stellen zum Opfer fallen. Auch das operative Geschäft werde weitergeführt. Damit reagiert die zweitgrößte Schweizer Bank auf die „Too-big-to-fail“-Problematik und den Vorgaben der unterschiedlichen Regulierer in der Schweiz, Großbritannien und den USA. Die neue Struktur soll im Krisenfall die Abwicklung einzelner Geschäftsbereiche erleichtern.
Derzeit besteht die zweitgrößte Schweizer Bank aus einem Hauptsitz in der Schweiz sowie einem Netz aus Zweigniederlassungen rund um den Globus, die hauptsächlich das Wealth Management umfassen. Überdies dienen drei Tochtergesellschaften dem Investmentbanking.
Das Geschäft wird künftig dort gebucht, wo es auch erfolgt
In der künftigen Struktur soll das Schweizer Geschäft in einer eigenen Tochtergesellschaft gebündelt werden. Dazu zählen die Vermögensverwaltung und das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden sowie institutionellen Investoren. Auch die entsprechenden Produkt- und Sales-Bereiche sollen hier angesiedelt sein.
Das Investmentbanking in Europa wird auch weiterhin zentral von Großbritannien aus betrieben. Dazu strafft die Credit Suisse allerdings ihre Struktur und legt zwei rechtlich eigenständige Gesellschaften zusammen.
In den USA will die Schweizer Großbank an ihrer bestehenden Broker-Dealer-Tochtergesellschaft festhalten. Die Credit Suisse USA werde der verschärften Überwachung ausländischer Banken in den Vereinigten Staaten unterstehen. Darüber hinaus will die Bank zwei Tochtergesellschaften für Infrastrukturaufgaben in der Schweiz und den USA schaffen. Außerdem plant die Credit Suisse ihr US-Derivategeschäft von London in die USA zu verlegen, sofern die US-Aufsichtsbehörden zustimmen.
Analyst: Damit unterliegt Credit Suisse geringeren Eigenkapitalanforderungen
Die Aktienanalysten bewerten den Schritt positiv. „Die Credit Suisse wird die Buchungen ihres Investmentbanking-Geschäfts mehr mit der Region in Übereinstimmung bringen, wo sie in Hinsicht auf den Kunden und das Risikomanagement entstehen“, sagt Panagiotis Spiliopoulos, Head of Research bei Vontobel in Zürich.
Mit den Maßnahmen schaffe die Credit Suisse eine weitaus weniger komplexe und effizientere Konstruktion. Das Schweizer Bankenrecht sehe niedrigere Eigenkapitalvorschriften vor, falls sich ein Konzern leichter abwickeln lasse. „Obgleich es keine unmittelbaren Auswirkungen gibt, wird die Bank einer leicht geringeren Eigenkapitalanforderung unterliegen, wenn es erst einmal umgesetzt worden ist. Denn die Schweizer Gesellschaft umfasst kein Investmentbanking“, sagt Spiliopoulos.
Die neue Struktur soll der Credit Suisse zufolge ab Mitte 2015 umgesetzt werden. Die UBS hatte kürzlich eine ganz ähnliche Restrukturierung angekündigt.
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