Quantcast
Channel: eFinancialCareersFrench – eFinancialCareers
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3721

Wie Sie bei einem Vorstellungsgespräch in London oder New York punkten

$
0
0

Das große Investmentbanking-Geschäft findet in London oder New York statt. Selbst die Deutsche Bank steuert ihr Investmentbanking von der britischen Hauptstadt aus. Doch worauf müssen angehende oder berufserfahrene Investmentbanker achten, die zu einem Vorstellungsgespräch in die „City“ oder an die „Wall Street“ eingeladen werden.

Wir haben zwei ehemalige Mitarbeiter von Goldman Sachs und heutige Karriereberater sowie einen frisch eingestellten Investmentbanking-Analysten aus London und New York gefragt, welche Fragen bei Vorstellungsgesprächen in den angelsächsischen Finanzmetropolen gestellt werden und wie eine perfekte Antwort ausfallen könnte.

Zum Ergebnis sei schon einmal so viel verraten: Die Fragen und Antworten dürften sich von einem Vorstellungsgespräch in Frankfurt oder Zürich kaum unterscheiden. Konkret:

Was nehmen Sie sich für das erste Jahr im Job vor?

Fragetyp: Kompetenzfrage

Peter Harrison, früher Executive Director bei Goldman Sachs und heute Karriere-Coach bei Harrison Careers in New York:

Ich wünsche mir alles, was das Leben des Teams erleichtert, damit wir auch weiterhin Geschäfte für die Kunden ausführen und neue Deals einwerben können. Dazu gehört:

-          Pitchbooks (Verkaufsunterlagen) vorbereiten zu können.

-          Gute Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten und Accountants, da sie uns bei der Arbeit helfen.

-          Daten zu recherchieren, die für die Beratung von Kunden benötigt werden.

-          Finanzierungsmodelle aufstellen zu können, was normalerweise den Umgang mit Excel und einer Comparable Ratio Analysis erfordert.

-          Die Erfolgskriterien für jede Branche herauszufinden.

-          Die Unterstützung der Teams, die die Transaktionen durchführen und die Neugeschäfte hereinholen.

-          Eine Antwort wie: „Ich weiß, dass Sie ein Auge fürs Detail verlangen. Sie wollen, dass ich begeistert und voller Energie bin, mit einer ‚Macher-Einstellung‘ und dass ich gerne um Rat frage. Genau das werden Sie von mir erhalten.“

Was versteht man unter einer ‚lockeren Geldpolitik’ und was bedeutet dies für Debt Capital Markets (DCM) und die Emission von Anleihen?

Fragetyp: Technisch

Der Londoner Investmentbanking-Analyst:

Diese Frage wurde mir in einem Vorstellungsgespräch für einen Job in DCM gestellt. Damit sollte geprüft werden, ob ich die Auswirkungen der Strategien zur Krisenbekämpfung auf die Märkte verstehe. Die Kandidaten sollten die Frage sofort einschränken und sich auf den historischen Ablauf konzentrieren – andernfalls besteht die Gefahr, dass man sich in all den Variablen verliert, die den Markt bewegen. Eine ideale Antwort könnte folgendermaßen lauten:

-          Die niedrigen Zinsen bringen die Investoren dazu, ihr Geld arbeiten zu lassen, anstatt es sicher auf dem Bankkonto zu horten. Dies führt dazu, dass sie ihr Geld rascher in Anleihen kreditwürdiger Unternehmen investieren.

-          Die daraus resultierende hohe Nachfrage hat die Finanzierungskosten von Unternehmen auf ein historisch niedriges Niveau gedrückt. Als nächstes folgte, dass die Investoren nach höher verzinsten und damit riskanteren Anlagemöglichkeiten suchten und nicht nur wie die Masse in extrem sichere Unternehmensanleihen investierten.

-          Dieser Trend erleichterte es wiederum Unternehmen, an den Anleihemarkt zu sehr niedrigen Zinsen zu gehen. Damit konnten sie in neue Produkte, Akquisitionen etc. investieren. Andererseits wurde so auch eine Risikoblase erzeugt, da Unternehmen durch die künstliche generierte Nachfrage sich zu geringen Kosten Geld für riskante Investitionen beschaffen konnten.

Viele Leute erhalten nach einem Vorstellungsgespräch schlechte Beurteilungen, weil sie es einfach nicht verstehen, über die Märkte zu sprechen. Doch die Märkte haben Auswirkungen auf jede Investmentbanking-Dienstleistung, vom Trading bis hin zu M&A.

Welches war der letzte interessante Artikel, den sie in der Financial Times oder dem Wall Street Journal gelesen haben?

Fragetyp: Motivation und ob man zum Unternehmen passt

Markt Hatz, früher Goldman Sachs und Perella Weinberg beschäftigt, heute Autor des „Banking Interview Preparation Pack“:

Falls Sie bereits über die Transkationen des Unternehmens bzw. über Ihre eigenen Transaktionen gesprochen haben, dann sollte sie eine etwas ausgefallene und amüsante Geschichte auswählen, die das Interesse Ihrer Geschäftspartner auf sich zieht. Bleiben Sie professionell, dennoch sollten Sie zeigen, dass Sie auch einen interessanten und witzigen Gesprächspartner abgeben.

Investmentbanker suchen oft nach Leuten mit Charakter, die auch in stressigen Situationen ihren Humor nicht verlieren. Die Gesprächsteilnehmer werden registrieren, dass Sie ein Risiko auf sich genommen haben und werden es als ein Zeichen für Aufrichtigkeit und Reife werten. Damit lockern Sie auch die Gesprächsatmosphäre.

Ich kann mich an einen Kollegen erinnern, der gerade von einem Interview mit einem Bewerber für eine Analystenstelle zurückkam. Er sagte: „Der Kandidat hat mich zum Lachen gebracht. Er hat einige lustige Bemerkungen gemacht. Er ist fachlich nicht sonderlich beschlagen, aber ich denke, wir sollten ihm eine Chance geben, sich in der nächsten Runde zu beweisen.“ Der Kandidat schaffte es jedoch nicht in die nächste Runde, weil die übrigen Leute seine mangelnden Fachkenntnisse kritisierten. Dennoch hatte er die Sympathie von einem von uns gewonnen, einfach nur indem er amüsant war. Dennoch sollten Sie es nicht übertreiben. Vielmehr sollten Sie zeigen, dass Sie über den Tellerrand hinausschauen können.

Wieso haben Sie sich für diese Stelle beworben?

Frageart: Motivation

Der Londoner Investmentbanking-Analyst:

Diese Frage ist sehr verbreitet und kaum ein Kandidat dürfte in einem Interviewprozess um sie herumkommen. Die Antwort kann indes schwer fallen, da die meisten Leute sich gleich bei vielen Arbeitgebern bewerben und viele Unternehmen sich auf ihren Websites ganz ähnlich präsentieren. So finden sich Formulierungen wie „unabhängige Boutique, kundennah, fair oder Großbank mit globalen Aktivitäten etc.“

Mit solchen Informationen lässt sich diese Standardfrage kaum beantworten. Die Bewerber sollten die Unternehmenswebseiten nur nutzen, um ihre Geschäftsbereiche und die Struktur ihrer Absolventen-Programme zu verstehen. Weitere Informationen müssen journalistischen Artikeln  und Branchenwebsites entnommen werden. Idealerweise sollte die Antwort eine Stärke des Unternehmens erwähnen, ihre Wettbewerbsposition oder ihre Expertise enthalten. Weiter können Sie aus der Presse entnehmen, wo das Unternehmen wächst und Stellen aufbaut. Damit können Sie Ihrer Antwort einen strategischen Dreh verleihen.“

Was wissen Sie von unserem Geschäftsmodell. Wie unterscheiden wir (Goldman Sachs) uns von unseren Mitbewerbern?

Frageart: Ob Sie zum Unternehmen passen.

Peter Harrison, früher Executive Director bei Goldman Sachs und heute Karriere-Coach bei Harrison Careers in New York:

Dies stellt eine schwierige Frage dar. Eine Antwort könnte lauten: „Ich weiß, wie Investmentbanken funktionieren, aber es würde wohl Stunden dauern, das gesamte Geschäftsmodell und jeden Geschäftsbereich von Goldman Sachs zu erläutern. Mein Eindruck ist, dass Investmentbanken hauptsächlich mit Unternehmen und Leuten zu tun haben, die Geld haben und Unternehmen helfen, die Geld brauchen. So helfen das Investment und Wealth Management, das Geschäft mit Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffen sowohl Unternehmen als auch Menschen, ihr Geld zu investieren und zu managen. Die Investment Banking Division (IBD) hilft Unternehmen, Staaten und anderen Einrichtungen Geld zu beschaffen; normalerweise indem Zinsprodukte und Aktien ausgegeben werden. IBD unterstützt auch Unternehmen bei ihrem Wachstum, indem sie bei Kauf und Verkauf von Unternehmen hilft. Dies ist ein wenig vereinfacht dargestellt. Wenn Sie wollen, kann ich auch weiter ins Detail gehen.

Worin unterscheidet sich Goldman Sachs von seinen Wettbewerbern? Die Finanzpresse rund um den Globus widmet dieser Frage jedes Jahr Millionen von Zeilen. Ich denke, die Mitarbeiter machen den Unterschied aus. Sie stellen einfach die besten Leute ein, bilden sie fort und können sie an sich binden.

Haben Sie irgendwelche Fragen?

Fragetyp: Dies stellt eine Gelegenheit dar, Eindruck zu schinden. Viele lassen diese Chance jedoch ungenutzt.

Mark Hatz, früher Goldman Sachs und Perella Weinberg, heute Autor des „Banking Interview Preparation Pack“:

Am besten stellen Sie zwei Fragen. Wenn Sie jedoch feststellen, dass es gut läuft und Ihre Gesprächspartner darauf anspringen, dann können Sie auch drei oder vier Fragen stellen. Damit signalisieren Sie Ihren Gesprächspartnern, dass Ihnen das Interview gefallen hat und dass Sie nicht auf ein schnelles Ende des Gesprächs hinarbeiten. Dies spricht für Ihre Motivation.

Es kann durchaus Sinn machen, eine Frage zu stellen, deren Antwort Sie bereits kennen. Auf diese Weise können Sie besser mit Ihren Gesprächspartner diskutieren. Sie können auch einfach eine Frage stellen, von der Sie wissen, dass sie gerne beantwortet wird.

Dagegen sollten Sie Fragen vermeiden, die sich um die Bezahlung drehen oder was Sie selbst schnell herausgefunden haben könnten.

Hier nur ein Beispiel, wie eine gelungene Frage bei einer Investmentbanking-Boutique ausfallen könnte: „Meine erste Frage betrifft das Geschäftsmodell von Boutiquen. Wieso kommen Investmentbanking-Boutiquen erfolgreicher als Großbanken durch die Rezession? Liegt das nur an der Unternehmensgröße: Wenn z.B. Morgan Stanley einen Marktanteil von 30 Prozent hat, dann geht das Geschäft notwendigerweise zurück, wenn der Markt einbricht. Dagegen bekommen Boutiquen mit einem Marktanteil von 2 Prozent den Absturz weniger zu spüren. Oder gibt es noch andere Gründe?“

Ähnliche Artikel:

Wie Sie ein Vorstellungsgespräch überstehen: Tipps von einem Goldman Sachs-Insider

An welchen banalen Interview-Fragen Quants regelmäßig scheitern

Gute und schlechte Ausreden, um sich von der Arbeit zu einem Vorstellungsgespräch davonzustehlen

 


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3721

Trending Articles



<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>